Zukünftig Latenz-reversierende Wirkstoffe bei HIV?

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Das Humane Immun­defizienz-Virus (HIV) führt zu einer chroni­schen, lebens­langen Erkrankung, da die virale RNA nach ihrem Eindringen in CD4+-T-Zellen in das Wirts­genom integriert wird. Die anti­retro­virale Therapie (ART) unter­drückt zwar durch verschie­dene Mecha­nismen die Virus­ver­mehrung und senkt so Morbi­dität und Mortalität – sie muss jedoch lebens­lang eingenommen werden und führt nicht zur Heilung.

Da latent infizierte, ruhende CD4+-T-Zellen die größte Hürde für eine Hei­lung dar­stellen, besteht eine viel­ver­sprechende Strategie in der Anwen­dung von mRNA-basierten Latenz-rever­sie­renden Wirk­stoffen (LRAs) unter ART. Diese fördern die HIV-Transkrip­tion entweder indirekt oder direkt durch Akti­vie­rung des viralen Promotors. Die akti­vierte Transkrip­tion soll virale Zell­schäden oder eine immun­ver­mittelte Clearance aus­lösen. Damit LRAs ihre Wir­kung entfalten können, müssen sie jedoch zunächst mittels Transport­vehikeln in ruhende CD4+-T-Zellen geschleust werden.

Lipidnanopartikel ein mögliches Transportvehikel

In einer aktuellen Studie in Nature wurde für diesen Zweck ein von Patisiran (Onpattro®) abgewan­delter Lipid­nano­partikel (LNP), LNP X, in Kom­bi­na­tion mit LRA an iso­lierten CD4+-T-Zellen von HIV-posi­tiven Per­sonen unter suppressiver ART getestet. Dabei erreichte LNP X eine Trans­fek­tions­effi­zienz von über 75 % – ohne zyto­toxische Effekte. In Kombi­na­tion mit früheren Studien, die die gute Ver­träg­lich­keit von LNPs beim Men­schen bestätigen, könnte das in der Studie getestete LNP X ein viel­ver­sprechendes Vehikel für nuklein­säure­basierte T-Zell-Thera­peu­tika im Rahmen zukünftiger Therapien sein.

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