Studie prognostiziert steigenden Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung

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Der umsichtige Einsatz von Anti­biotika und weiterer anti­mikro­bieller Medikamente sowohl in der Human- als auch in der Veterinär­medizin ist ein zentrales Instrument, um die Gefahr von anti­mikro­biellen Resistenzen zu minimieren. Eine kürzlich in der Fachzeit­schrift PLOS Global Public Health erschienene Studie progno­stiziert jedoch einen Anstieg beim globalen Antibiotika­einsatz in der Veterinär­medizin um 8 % von 99.502 Tonnen im Jahr 2020 auf 107.472 Tonnen bis 2030. Die fünf Staaten mit dem höchsten Einsatz von anti­mikro­biellen Substanzen waren 2020 in absteigender Reihen­folge: China, Brasilien, Indien, die USA und Austra­lien. In diesen Staaten wurden 2020 58 % der global verwendeten Menge eingesetzt. Laut Vorher­sage bleiben diese fünf Staaten auch 2030 an der Spitze, wobei der Einsatz vor allem in Pakistan (2020 Platz 10) stark ansteigen wird (+44 %). Die meisten Hotspots für den Einsatz anti­mikro­bieller Substanzen wurden in Asien (67 %) gefunden, aber beispielsweise auch in Europa (Norditalien, Nord­deutschland) und in den USA.

Die Studie zeigt außerdem, dass die Mengen­erfassung von anti­mikro­biellen Medika­menten in der Tierhaltung nur sehr lückenhaft und meistens auf freiwilliger Basis erfolgt. Positiv­beispiel ist die EU, die entsprechende Daten von 31 Ländern veröffent­licht – in vielen anderen Ländern findet dies jedoch nicht statt, darunter 6 der 10 größten Fleisch­produzenten (Brasilien, Russland, Mexiko, Argentinien, Indien, Vietnam). Aus diesem Grund konnten in der Studie auch nur die Daten von 42 Ländern genutzt werden, die rest­lichen Werte wurden extra­poliert. Die Autoren verweisen darauf, dass der besseren Erfassung und Meldung der länder­spezi­fischen Daten eine wichtige Rolle bei der Erkennung und Bekämpfung von anti­mikrobiellen Resistenzen zukommt. Bereits 2017 gingen 73 % der verwendeten anti­mikro­biellen Substanzen auf das Konto der Veterinär­medizin.

» Zur Studie (englisch)