Off-Label-Use bei Long COVID

      Newsletterbeitrag     Medizin / Wissen­schaft

Long-COVID-Patienten sollen einen erleichterten Zugang zu Arznei­mitteln erhalten. Das ist das Ergebnis eines runden Tischs am 12. September 2023, zu dem Bundes­gesundheits­minister Karl Lauterbach eingeladen hatte. Dabei waren Mitglieder aus Wissen­schaft, Ärzteschaft und dem Gesundheits­wesen sowie Patienten­vertreter. Um den Betroffenen – die teilweise seit 3 Jahren unter den Langzeit­folgen einer COVID-19-Erkrankung leiden – zeitnah besser zu helfen, hat das Bundes­ministerium für Gesundheit (BMG) das Bundes­institut für Arznei­mittel und Medizin­produkte (BfArM) damit beauftragt, eine Liste von Arznei­mitteln zu erarbeiten, die im Off-Label-Use bei Long-COVID-Patienten verordnet werden können. Die Liste dient als Empfeh­lung an den Gemein­samen Bundes­ausschuss (G-BA), der Ausnahmen definieren kann, bei denen die gesetz­lichen Kranken­kassen die Kosten für Medikamente im Off-Label-Use übernehmen. In der Liste könnten beispiels­weise Medikamente gegen Schlaf­störungen, Fatigue oder Durch­blutungs­störungen aufgelistet werden.

Unsere Praxishilfe „Off-Label-Use“ informiert darüber, in welchen Fällen der zulassungs­überschreitende Einsatz von Arznei­mitteln von den Kranken­versiche­rungen übernommen werden kann.

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Mehr klinische Studien notwendig

Bislang mangelt es sowohl an Wissen über die zugrunde­liegenden Patho­mechanismen der komplexen Erkran­kung als auch an ziel­gerichteten Therapien. Für die derzeit disku­tierten Erkrankungs­mechanismen, wie z. B. eine gestörte Gefäß­funktion/Durch­blutung, Auto­immunitäts­reaktionen sowie persistie­rende Virus­reste, existieren bereits Arznei­mittel und Therapien, die bei anderen Erkran­kungen erfolgreich eingesetzt werden. Jedoch sind klinische Studien nötig, um Evidenz zu schaffen, welche Therapie welcher Long-COVID-Patienten­gruppe hilft. Bisher hat das BMG 40 Millionen Euro in die Forschung investiert, weitere 60 Millionen versucht das BMG zu beschaffen, um die Anfang des Jahres versprochenen und dringend benötigten 100 Millionen Euro Förderung doch noch bereit­zustellen. Dies ist wichtig, um die ersten klinischen Studien, die etwa an der Charité in Berlin begonnen haben, weiter zu finanzieren.

Quellen: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/runder-tisch-beraet-zur-versorgung-von-long-covid-erkrankten-pm-12-09-23.html (abgerufen am 18.09.2023); Pressekonferenz am 12.09.2023